Alle Welt soll sparen. So will es die Bundeskanzlerin und die gesamte Bundesregierung. Nur wenn Schulden abgebaut werden, sehen sie eine Chance die Krise des Euroraums zu überwinden. Diese Forderungen offenbaren eine allzu schlichte Sichtweise vom Sparen.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht setzt Sparen immer auch die Bereitschaft eines anderen voraus, sich zu verschulden. Ansonsten kann die Ersparnis keinerlei Erträge abwerfen. Es ist, als ob man Geld im Wald vergräbt und hofft ,es würde sich dort im Boden im Laufe der Zeit von selbst vermehren. So etwas macht das Geld aber in der Regel nicht.
Wenn Sparen wirklich Erträge abwerfen soll, braucht man Schuldner, die die Ersparnis anderer nehmen und versuchen mit ihnen Rendite zu erzielen. Man nennt solche Menschen oder Institutionen gemeinhin Investoren. Sparen setzt also die Bereitschaft zu investieren voraus. Nur so lassen sich im übrigen Werte in die Zukunft verlagern, nicht durch Wertpapiere. (Siehe auch meine Erklärung des gesamtwirtschaftlichen Sparens unter http://www.gustav-horn.de/wordpress/wp-admin/post.php?post=52&action=edit )
Eine wirkliche, weil nachhaltige Sparpolitik muss genau dort ansetzen. Sie setzt Investitionsbereitschaft voraus. Dies kann entweder bei den privaten Unternehmen des In- oder Auslandes sein oder aber der Staat muss selbst in diese Bresche springen und die öffentlichen Investitionen erhöhen. Ist die allgemeine Wirtschaftslage gut, investieren die Unternehmen, dann kann und sollte der Staat bzw. die Staaten sparen wie die Kanzlerin es wünscht. Ist die Wirtschaftslage aber schlecht, und besteht keine Bereitschaft der Unternehmen zu investieren, dann muss der Staat investieren und kann foglich nicht zugleich sparen, um seine finanziellen Fehlbeträge zurückzuführen.
Die Idee der Kanzlerin und ihrer Berater, dass er gerade in dem er seine Defizite abbaut die Unternehmen zu investieren veranlaßt, ist geradezu abenteuerlich. Denn der Abbau der Staatsverschuldung geht immer mit Einnahmeverlusten im privaten Sektor, als auch bei den Unternehmen oder ihren Kunden – den privaten Haushalten -, einher. Warum sollten diese dann allein aufgrund der vagen Hoffnung künftiger Steuersenkungen plötzlich und vor allem synchron zum Sparprozess des Staates ihre Investitonen heraufsetzen. Zumal wegen der nachlassenden Gesamtnachfrage zum gleichen Zeitpunkt geringere Produktionskapazitäten benötigt werden.
Vor diesem Hintergrund ist die gegenwärtige Politik, die allein auf einzelwirtschaftliches Sparen setzt, ohne den gesamtwirtschaftlichen Kontext zu bedenken, zum Scheitern verurteilt.
Aus alledem folgt schließlich, dass nur ein Investitionsprogramm ein wahres gesamtwirtschaftliches Sparprogramm ist. Daher wäre es aus deutscher wie europäischer Sicht unerläßlich, dass ein mittelfristig angelegtes Investitionsprogramm in Höhe von 1,5 % vom BIP aufgelegt würde. Nach Simulationen des IMK würde dies nicht nur Wachstum und Beschäftigung deutlich erhöhen, sondern im Lauf der Zeit auch den Schuldenstand des Staates merklich verringern. ( http://www.boeckler.de/2728_45191.htm) Denn nur in einem investierenden Umfeld, kann der Staat erfolgreich einzelwirtschaftlich sparen.
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